Als 1917 während des französischen Protektorats völlig neu gegründete Stadt besitzt Midelt heutzutage etwa 50.000 Einwohner und hat nichts zu bieten außer einer Hauptstraße und einem zwei Tage pro Woche abgehaltenem Markt. Als frühere Bergarbeiter- und Garnisonsstadt lebt Midelt heutzutage vor allem vom Apfelanbau und vom Tourismus, d.h. von den auf dem Weg zur Wüste dort Halt machenden Bussen. Ich will gleich zugeben, dass ich diese kleine Stadt nicht besonders attraktiv fand.
Der einzige Vorteil der Ortschaft Midelt ist ihre Lage im Herzen des Atlasgebirges, mit atemberaubenden Ausblicken auf die Berge der Umgebung; von dort aus kann man auch sehr gut Wanderungen im Hohen Atlas unternehmen. Die Stadt ist im Rahmen einer Reise durch Marokko also eher eine Etappe als ein echtes Reiseziel.
Auf den ersten Blick meint man, Midelt im Handumdrehen erkundet zu haben: eine Hauptstraße, und der Souk el-Jadid. Beim näheren Hinsehen jedoch stellt man fest, dass Midelt versteckte Schätze birgt. Ich empfehle Ihnen einen Besuch in der Kasbah Myriem: ein Kunsthandwerkszentrum 2 Kilometer außerhalb der Stadt. Mir haben besonders die ausgestellten Teppiche gefallen: authentische Berberteppiche aus dem marokkanischen Atlasgebirge; eine hübsche Erinnerung an einen Aufenthalt in Marokko. Dieses Zentrum ist ebenfalls für sein soziales Engagement zur Förderung der Alphabetisierung berühmt.
Das Hauptmerkmal von Midelt ist seine Bleibergbau-Industrie. Nachdem diese Industrie Anfang des 20. Jahrhunderts lahmgelegt worden war, haben sie die Einwohner der Region vor einigen Jahren zu neuem Leben erweckt. Mit ihren Armen, Schubkarren und Fäusteln als einzige Hilfsmittel bemühen sie sich, Bergkristalle, darunter den berühmten Vanadinit, zu extrahieren.
Wenn Sie dem Bergbau die Meditation vorziehen, empfehle ich Ihnen das nur wenige Kilometer von Midelt entfernte Franziskanerkloster Notre-Dame de l’Atlas.