Pashupatinath ist der Ort, an dem ich die stärksten Gefühle während meiner Nepalreise empfunden habe. Auch mehrere Jahre später bleibt dieser Moment der intensivste all meiner Erfahrungen als Reisender.
Der Fluss Bagmati in Nepal ist in etwa vergleichbar mit dem Ganges in Indien. Pashupatinath ist daher ein besonders heiliger Ort für die Hindus. Vor dem Goldenen Tempel werden an zahlreichen Ständen Blumensträuße und andere Devotionalien verkauft. Viele Sadhus kommen während ihrer Pilgerreise hierher. Diese sind hier wesentlich authentischer und ihre Inbrunst wirkt viel überzeugender als diejenige der Pilger vom Durbar Square in Kathmandu. In Pashupatinath finden Feuerbestattungen auf den Ghats statt. Touristen, die dies wünschen, können dem Ritus beiwohnen. Aus dem selbstverständlichen Grund der Ehrerbietung rate ich Ihnen, den Steg zu überqueren und sich auf die gegenüberliegende Seite des Flusses zu begeben. Und das werden Sie dann erleben. Ein Leichnam, umhüllt von einem gelben Tuch, wird herbeigebracht. Er wird vollständig in den Bagmati eingetaucht und dann auf den Scheiterhaufen gelegt. Die Familienmitglieder gießen ihm dann Wasser des Flusses in den Mund. Der älteste Sohn rasiert sich den Kopf und entzündet das Feuer, während er den Scheiterhaufen fünfmal umrundet. Vor 1829 wurden die Witwen gleichzeitig mit ihren Ehemännern verbrannt. Ist die fünfte Umrundung vollendet, versetzt der Sohn dem Schädel einen Schlag mit dem Beil, um die Seele des Toten zu befreien. Die komplette Feuerbestattung dauert drei Stunden und erfordert etwa 400 Kilo Holz. Die Asche wird schließlich in den Fluss gestreut. Reine Wesen wie die Sadhus, Babys oder Opfer von Kobras werden nicht verbrannt, sondern dem heiligen Wasser unversehrt anvertraut. Beeindruckend, wie hier eine unglaubliche Humanität gelebt wird und welch emotionsgeladene Atmosphäre dabei herrscht.
Ich habe etwa 50 Länder während meines Lebens als Reisender durchquert, aber nie war ich derartig berührt oder ergriffen wie an diesem Tag. Wenn es nur einen Ort auf der Erde gäbe, den ich empfehlen sollte, dann wäre es Pashupatinath.
*Nach den verhehrenden Erdbeben, die Nepal im April und Mai 2015 erschüttert haben, wird das Land nach und nach wieder aufgebaut. Dieser Artikel wurde vor der Katastrophe geschrieben.
Auf dieser Nepal-Reise, hätte ich nicht gedacht, dass ich Einäscherungszeremonien beiwohnen würde, die mich außerdem so sehr berühren würden. Wir haben alle Etappen miterlebt, aber in umgekehrter Reihenfolge als üblicherweise. Ich kann Ihnen versichern: wenn die Körper vorbereitet werden, diese nach und nach beim Brennen zurecht gerückt werden, das Ganze in trüber Atmosphäre wegen des Rauches der Scheiterhaufen, werden Sie von einer neuen und tiefen Emotion ergriffen.
Das ganze Zentrum ist auch einen Spaziergang wert. Es gibt auch Skulpturen, in denen man die erotische Hindu-Kunst wiederfindet. Sie können den Fluss durchqueren und weiter hoch steigen, um die Aussicht zu genießen. Hier finden Sie einige Saddhus, aber auch Affen und streunende Hunde.
*Nach den starken Erdbeben, die Nepal im April und Mai 2015 getroffen haben, wird das Land nach und nach wieder aufgebaut. Dieser Artikel wurde vor der Katastrophe geschrieben.